Endlich naht der große Tag: Nachdem euer Bier zu Ende gegoren hat, wird es endlich abgefüllt. Das ist einfacher als man denkt, aber ein paar Dinge gibt es doch zu beachten.
Zuerst noch mal was zu den Basics: Bei der Gärung wird der beim Maischen erzeugte Zucker in Ethanol und CO2 umgewandelt. Die Hefe kann dabei nur bestimmte Zucker, nämlich Glucose, Maltose und Maltotriose verwerten. Das bedeutet, es gibt immer auch Zucker, den die Hefe nicht verwerten kann. Dieser verbleibt als sogenanntes “Restextrakt” im Bier. Das ist übrigens gut, denn das Restextrakt sorgt für etwas Süße und Vollmundigkeit.
Zuerst muss man sich also die Frage stellen: ist mein Bier zu Ende gegoren? Eigentlich würde man denken, dass das gar nicht so wichtig ist, das Bier bleibt ja danach noch in der Flasche. Tatsächlich ist es aber enorm wichtig dass das Bier vor dem Abfüllen endvergoren ist. Das bedeutet, dass aller vergärbarer Zucker vergoren ist und die Gärung beendet. Wichtig ist das, weil bei der Gärung CO2 entsteht. Das führt zu steigendem Druck, der die Flaschen zum Platzen bringen könnte. Entsprechend ist das Abfüllen vielleicht nicht kompliziert, aber es ist extrem wichtig hier ausreichende Vorsicht und Sorgfalt walten zu lassen.
Die Faustregel ist: wenn man denkt, das Bier sei endvergoren, prüft man den Restextrakt mit der Bierspindel und schreibt ihn auf. Das Bier entnimmt man wie vorher mit einer entkeimten Kelle und schüttet es nicht wieder zurück. Drei Tage später prüft man ihn nochmal. Hat sich der Wert nicht verändert, kann man abfüllen, hat er sich verändert, misst man in 3 Tagen nochmal, im Zweifel lieber nochmal 3 Tage warten. Es schadet dem Bier nicht, länger im Gäreimer zu sein! Wenn man also entschieden hat, dass man abfüllen kann weil das Bier endvergoren ist, kann man loslegen.
Mein Tipp an euch: messt frühestens 10 Tage nach der Hefegabe den Restextrakt, mindestens aber 4 Tage nachdem das Blubbern in Gärspund aufgehört hat. Dann 3 Tage später nochmal um sicher zu sein. Wenn der Extraktgehalt unverändert ist, könnt ihr also meist ca. 2 Wochen nach dem Brautag abfüllen. Ihr macht das jedes Mal zwei mal, weil der Restextrakt nie gleich ist und z.B. von Hefe und Gärtemperatur abhängt.
Das Abfüllen beginnt immer erstmal mit dem Flaschenreinigen. Das ist besonders wichtig weil es auch wilde Hefen und Bakterien gibt, die den Restextrakt verwerten können. Wenn man diese Organismen in sein abgefülltes Bier einschleppt, ist also auch wieder der Druck in den Flaschen zu hoch und man läuft Gefahr, dass die Flaschen platzen. Also gilt auch hier: möglichst sauber arbeiten. Zwei Dinge benötigt ihr noch zusätzlich beim Abfüllen bzw beim Reinigen: eine Flaschenbürste (gibt’s im Supermarkt) und Einmal-Handschuhe 2-5 Paar.
Das Wichtigste zuerst: Glasflaschen haben nix im Backofen verloren, egal was ihr denkt oder lest! Durch die hohen Temperaturen entstehen mikrorisse im Glas, die die Flaschen weniger druckfest machen. Auch diese Flaschen platzen dann, aber schon bei sehr niedrigen Drücken.
Am bewährtesten ist für mich nämlich eine mechanische Reinigung mit Spülbürste, gefolgt von einer chemischen Reinigung mit Aktivreiniger.
Im Detail läuft das so: Flasche mit warmem Wasser füllen und mit der Spülbürste grob durchschrubben. Hier hilft etwas Spülmaschinenpulver. Danach dann gründlich ausspülen um alles Reinigungsmittel zu entfernen (zu 1/3 mit Wasser füllen, umdrehen, während die Flasche ausläuft schütteln, nach Bedarf wiederholen). Danach nehmt ihr die Flasche und stellt sie in eine Wanne/großen Eimer den ihr mit 60° C heißem Wasser bis kurz oberhalb der Flaschen füllt. Dann gebt ihr mit einem Teelöffel Reinigungsmittel in jede Flasche (einfach so auf die Wasseroberfläche streuen dass ein Großteil in der Flasche landet). Nachdem der Reiniger sich aufgelöst hat(ca 20-30 min) kann man die Flasche entnehmen und abtropfen lassen. Der Reiniger reagiert zu harmlosen Salzen und kann in geringen Mengen in der Flasche verbleiben. Ein ausspülen würde die Flaschen jetzt mikrobiell stärker verdrecken als sie es sind, wenn man den Reiniger einfach abtropfen lässt.
Nach dem Abtropfen gleich die Deckel auflegen, um zu verhindern dass Staub oder andere Fremdkörper in die Flasche gelangen. Jetzt sind eure Flaschen bereit zum Abfüllen.
Das Abfüllen geht ganz einfach: zieht euch Handschuhe an. Nehmt das Abfüllröhrchen auseinander und reinigt es ähnlich der Flaschen (weicher Schwamm und Spüli, abspülen, Aktivreiniger). Hebt den Gäreimer auf einen Tisch, unter dem ihr später die Flaschen halten könnt. Gebt mit dem Zuckerportionierer den Zucker in die Flaschen (0,5l Flaschen bekommen die 0,5l Zuckerfüllung) und legt den Deckel immer wieder drauf. Baut das Abfüllröhrchen zusammen und dreht den Hahn nach unten. Steckt das Röhrchen dran und dreht den Hahn auf “On”. Lasst die ersten 100 ml in ein Glas und schmeißt sie weg, in denen ist oft viel Hefe und Trub. Danach steckt ihr das Abfüllröhrchen eine vorbereitete Flasche (natürlich bleibt das Rohr am Eimer auf dem Tisch und ihr bewegt die Flasche). Dann drückt ihr den Flaschenboden gegen das Röhrchen. Dadurch wird das Ventil am Boden
geöffnet und die Flasche füllt sich mit Bier. Lasst die Flasche volllaufen bis fast unter den Rand. Wenn ihr das Abfüllrohr aus der Flasche zieht habt ihr gleich die richtige Menge Kopfraum über dem Bier. Die Bügelflaschen müsst ihr dann einfach nur mit dem Bügel verschließen. Das wiederholt ihr jetzt bis euer Bier abgefüllt ist. Am Ende müsst ihr den Eimer kippen um das letzte Bier rauszuholen. Diese Flaschen enthalten oft viel Sediment, ich markiere sie gerne mit einem Stück Kreppband damit ich die nicht hervorhole, wenn ich jemandem stolz mein Bier zeige. Diese Flaschen neigen nämlich oft zum Überschäumen wegen der vielen Partikel im Bier und sind natürlich besonders trüb. Mein Tipp beim Abfüllen: zieht eine leuchtstarke Stirnlampe an, so könnt ihr den Füllstand in der Flasche besser sehen.
Nach dem Abfüllen solltet ihr alle Utensilien gründlich mit warmem Wasser reinigen und trocknen lassen.
Jetzt muss das Bier nach dem Abfüllen noch nachgären. Das dauert ca. 2 Wochen und passiert bei der selben Temperatur wie die Hauptgärung, am einfachsten ist das am selben Ort. Bei der Nachgärung wird aus dem genau portionierten Zucker die exakte Menge CO2 gebildet, die das Bier braucht um lecker zu sein. Deswegen benutzen wir den Portionierer, um nicht jedes Mal den Zucker abwiegen zu müssen. Nach der Nachgärung kommt das ganze Bier an einen kalten Ort (gut ist Keller, besser ist Kühlschrank) zum Reifen. Das Bier wird so runder und geschmacklich besser. Meine Pale Ales schmecken mir am besten ca. 2-12 Wochen nach dem Abfüllen, aber ihr werdet da sicher eure eigenen Erfahrungen machen. Dieses Bier hier war ca. 4-8 Wochen nach dem Abfüllen am besten, fand ich.
Wer noch mehr Ideen zum Thema Flaschen reinigen und Abfüllen sucht, dem empfehle ich einen Klick auf Flaschenwaschmaschine, Flaschenreinigen, Abfüllung, Nachgärung und Flaschenmanometer. Da kann man noch einen Haufen Tipps lesen, die es hier nicht gab und vielleicht klären sich dann alle Unklarheiten.
Also, dann mal prost, genießt euer erstes eigenes Bier!