Brau-Oktober Teil 1: Das Rezept

Endlich ist es soweit: Heute werdet ihr das wichtigste über euer erstes Bier-Rezept erfahren. Das wird, wie bereits gesagt, ein Pale Ale im amerikanischen Stil.

In diesem Beitrag habe ich ja schon erzählt was man am besten kaufen sollte. Man kann natürlich auch ein Anfängerbrauset kaufen, dem liegt dann eine Beschreibung bei und die bedarf keiner weiteren Erklärung. Generell ist bei diesen Sets aber Vorsicht geboten, besonders bei den billigen liegen qualitativ nicht immer hochwertige Extraktbrausets bei. Richtig falsch machen tut man da aber auch nichts.

Was ich euch noch verschwiegen habe, ist dass man zum Bierbrauen eine Küche braucht. Für unseren Brautag muss sie nicht groß sein, aber 2-4 Kochfelder sollte es geben, den Rest habe ich unten aufgelistet.

Wenn ihr euch nun mit den Zutaten auf der Liste eingedeckt habt, erfahrt ihr heute, was genau für ein Bier gebraut wird, und was man dabei grob macht. Hier seht ihr jetzt die groben Rezeptdaten, die ihr übrigens auch hier als Rezeptdatei bei Brewer’s Friend anschauen/runterladen könnt:

Alle Zutaten für dein erstes Bier

„Dein Bier“:

Stil: American Pale Ale

Braumethode: Extraktbrauen mit teilweisem Würzekochen (engl. extract with partial boil)

Ausschlagwürze: 19l

Stammwürze 13,5 ° plato

Alkoholgehalt: ca 5,5 %vol

Bittere: ca 40 IBU

Farbe: ca 15 EBC

 

Schüttung:

1,5 kg Malzextrakt Flüssig, Amber

1,5 kg Malzextrakt trocken, extra hell

0,2 kg Haushaltszucker

 

Hopfung:

Kochdauer: 60 min

-60 min 30g Citra (12 % Alpha)

0 min 35g Citra (12% Alpha)

 

Hefe:

1 Packung US-05

Dein Bier gärt: Die Hefe macht nicht nur Zucker zu Alkohol, sondern auch Geschmack. Deswegen ist es wichtig, die richtige Hefe auszuwählen

Was bedeutet das jetzt alles?

Dein Bier: hier kommt dein Name hin! Dein Bier, dein Name. Ich benenne meine Biere gern nach schönen oder lustigen Begebenheiten der letzten Zeit. Aber wie immer gilt hier: eurer Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Stil: selbsterklärend.

Braumethode: Wir werden das Bier wie schon angekündigt mit Extrakt brauen. Da unser Ziel war, so wenig Spezialequipment wie möglich zu verwenden werden wir nur einen Teil des Bieres kochen, um dann die „konzentrierte Würze“ zu verdünnen. Im englischen spricht man von „extract brewing with partial boil“, im deutschen haben wir da keine wirkliche Kultur und entsprechend kein gängiges Wort für, obwohl diese Methode besonders für Anfänger sehr zu empfehlen ist.

Ausschlagwürze: damit bezeichnet der Brauer die Würze, also das unfermentierte Bier, direkt nach dem Kochen. Das entspricht leider nicht der Menge an Bier die ihr später „rausbekommt“, aber in unserem Fall ist es nah dran, auch weil die Ausschlagwürze ein Konzept ist was bei unserem Verfahren nicht ganz so funktioniert. Wir kochen ja nur einen Teil der Würze und füllen am Ende mit Wasser auf.

Stammwürze: Das entspricht in etwa der gelösten Menge Zucker in %. Also ist das erstmal ein guter Indikator, wie „stark“ das Bier hinterher wird.  13,5 ° Plato bedeutet, dass unser Bier etwas mehr Zucker vor dem Fermentieren enthält, als typische deutsche Pilsener oder helle (ca. 11,5/12 °P wären da normal), eher so viel wie ein Festbier.

Alkoholgehalt ist wohl selbsterklärend. Der erreichte Alkoholgehalt hängt von vielen Faktoren ab und könnte etwas anders ausfallen bei euch, aber wir erklären später wie ihr ihn ausrechnen könnt.

Die Hopfengaben bestimmen Aroma und Bittere

Bittere: ca 40 IBU. Die Bittere kommt durch Art und Menge des eingesetzten Hopfens zustande und am besten berechnet man sie mit einem Online Tool. Ich habe dieses verwendet, weil es auch solche „partial boil“ Rezepte unterstützt. IBU steht für „International Bitterness Units“ und sollte jedem Bierenthusiasten wohl etwas sagen. 40 IBU sind recht steil für ein normales Pale Ale, aber wir wollen ja dass es „craftig“ schmeckt, außerdem mag ich meine Biere bitter. Wenn ihr eure Pale Ales weniger bitter mögt, könnt ihr auch die “Bitterhopfengabe” verkleinern.

Farbe: ca 15 EBC. Die Farbe eines Bieres wird diesseitig des Teichs in EBC (European Brewing Convention) angegeben. Viel bedeutet hier „dunkel“, 15 entspricht in etwa dem was man in Deutschland bei einem Weißbier zu erwarten hat, für ein US Pale Ale  passt das ganz gut. Ihr werdet aber vielleicht feststellen, dass das Bier bei euch dunkler wird.

Schüttung: damit bezeichnet der Brauer die Zutaten, aus denen der Zucker kommt.  Den Zucker verwandelt die Hefe während der Gärung in Geschmack, Kohlensäure und Alkohol. Normalerweise stünde hier das Malz, aber wir wollen ja mit Extrakt brauen. Zucker steht da, weil amerikanische Hobbybrauer gern Zucker verwenden um das Pale Ale “trockener” zu machen, und damit ihr am Anfang nicht halb offene Malzextrakttüten rumstehen habt.

Hopfung: Damit bezeichnet der Brauer wann welcher Hopfen gegeben wird. Wir verwenden ja Citra als Pellets, kochen werden wir den Hopfen 45 min. Wir geben den Hopfen in 2 sogenannten (Hopfen)Gaben:

-60 min 30g Citra (12 % Alpha)

0 min 35g Citra (12% Alpha)

Die erste Gabe ist die „Bitterungs-Gabe“. Die geben wir bei -60 min, also direkt nach Beginn des Kochens, 60 min vor Ende.  Typischerweise gibt man einen Hopfen mit viel Alphasäure am Anfang des Kochens. Aus dieser Gabe entsteht ein hoher Teil der späteren Bittere, aber alles Hopfenaroma wird verkocht beziehungsweise ausgetrieben. Deswegen geben wir nach Ende des Kochens bei 0 min nochmal Hopfen. Von diesem bleibt viel Aroma erhalten, aber er steuert nicht mehr so viel Bittere bei, weil er nicht gekocht wird. Man spricht da von einer Aromahopfengabe. Wer mehr darüber erfahren will, sollte sich durch die unten verlinkten ressourcen klicken.

 

Hefe: US-05 ist eine der gängigsten Hefen für Pale Ales im Hobbybrau-Bereich. Weil es eine Trockenhefe ist, ist sie einfach zu handhaben und zu lagern und leicht zu dosieren. Auch gut macht sich bei diesem Rezept die M42 von Mangrove Jacks. Die passt gut zum Stil aber sedimentiert besser und macht dadurch ein klareres Bier.

 

Alle Daten auf einen Blick: ein Rezeptplanungstool wie Brewer’s Friend hilft beim Planen und beim Überblick behalten

Ich hoffe ihr habt jetzt einen guten Überblick bekommen, wie sich ein Bierrezept zusammensetzt. Falls noch irgendwelche Begriffe nicht klar sind, gibt es noch reichlich online- und offline-Ressourcen, die Abhilfe schaffen. Gute Tipps sind z.B. das Hobbybrauer-Wiki, das Hobbybrauer-Kompendium und viele mehr. Tolle Bücher sind zum Beispiel “Mastering Homebrewing” von Randy Mosher (erschienen in Chronicle Books) und “Experimental Homebrewing” von Drew Beechum und Denny Conn erschienen in Voyager Press. Beide Bücher sind auf Englisch. Etwas spärlicher, dafür auf deutsch und auch gut ist “Craft Bier einfach selber brauen” von Ferdinand Laudage erschienen im Ulmer Verlag. Nächste Woche lest ihr dann, wie der erste Brautag ablaufen wird.