IPA – Der Klassiker

Der Legende nach brauten die Briten ein Bier mit deutlich mehr Hopfen, sodass es auf dem langen Seeweg nach Indien nicht kaputt ging. Vor Ort wurde es dann angeblich mit Wasser verdünnt und konnte wie in der Heimat genossen werden. Ob diese Geschichte stimmt ist zwar fraglich, aber so wird der Name des wohl berühmtesten Craft Biers begründet. Es geht natürlich um das India Pale Ale, kurz IPA.

Das IPA ist die alkoholstärkere und (hopfen-)bittere Variante des Pale Ales. Es ist ein Präsentierteller der amerikanischen Aromahopfen, die meist auf der Inhaltsangabe mit drauf stehen. So kann man nicht über IPAs reden ohne über Hopfen zu sprechen und deswegen geht es hier auch viel um Aromahopfen. Der berühmteste unter allen ist Cascade mit Zitrus-, Passionsfrucht- oder Mangoaromen. Dicht gefolgt von Amarillo, welcher ebenfalls Zitrusnoten aufweist. Chinook ist dagegen eher würzig, mit leichten Kiefernoten.

Der große Unterschied beim IPA Brauen liegt darin, dass nach dem Abkühlen des fertigen Sudes Aromahopfen in meist großzügigen Mengen hinzugegeben wird. Wichtig ist, dass das Bier bereits kalt ist, denn sonst würden die Aromahopfen ihre feinen, fruchtigen oder krautigen Aromen verlieren und man hätte den gewöhnlichen Bitterhopfen. Dieser Vorgang wird Kalthopfen oder Hopfenstopfen genannt und steht im Gegensatz zur Meinung vieler ganz im Einklang mit dem Reinheitsgebot. Raus kommt ein goldenes bis amberfarbenes Bier mit  6-7% Alkohol. Da die Hauptzutat Hopfen leider so licht- und sauerstoffempfindlich ist, verweisen wir hier nochmal auf unseren Lagerungsartikel. Faustregel ist jedoch immer: frisch ist es am besten!

Mittlerweile sprießen immer mehr IPA Sorten aus dem Boden und so sieht man das Bier vor lauter IPAs nicht mehr. Selbst wenn man sich unser Titelbild genauer anschaut stößt man auf ein Grunge IPA, ein Berliner IPA oder ein West Coast IPA. Wir versuchen kurz die wichtigsten Trends mit den markantesten Unterschieden rauszustellen.

(American) IPA – ist die klassische Variante aus den USA. Das Probier-Bier wäre natürlich das Torpedo von Sierra Nevada. Aber Achtung: bevor man eine Version erwischt, die auf dem weiten Weg von Kalifornien nach Mitteleuropa kaputt ging, sollte man vielleicht mit einer heimischen Variante davon anfangen. Probier-Bier: Apotheose von Yankee & Kraut aus Ingolstadt (gelbe Flasche Titelbild) oder das Punk IPA von BrewDog aus Schottland.

Session IPA – die leichtere Variante. Weniger Alkohol (4-5%) und deutlich trockener im Geschmack. Probier-Bier: Hop Junkie von Crew Republic.

Imperial IPA – die stärkere Variante mit mehr Alkohol von bis zu 10%. Der Zusatz Imperial vor einem Bier deutet an, dass dieses nochmal extra stark ist, es gibt also auch Imperial Stouts und ähnliches. Da IPAs ohnehin bereits stärker sind als Pale Ales, könnte man hier also von einem extra extra starken Pale Ale sprechen. Die Legende hierzu ist, dass Imperial Biere in Großbritannien für die Zaren und die sonstige Oberschicht in Russland gebraut wurden und den langen Transport überleben musste. Das Bier schmeckt meist vollmundiger, ohne so schwer zu sein wie ein Bockbier.  Die Farbe ist auch oft dunkler als bei üblichen IPAs. Probier-Bier: Imperial IPA von Camba.

German IPA – deutsche Variante mit ausschließlich deutschen Aromahopfen. Das größte zusammenhängende Hopfenanbaugebiet der Welt, die Hallertau, schläft natürlich nicht und baut mittlerweile selbst Cascade an. Weitere übliche Aromahopfen sind Madarina Bavaria und Saphir. Da die Hallertau aber leider nicht das kalifornische Klima aufweist, schmecken diese Biere trotzdem anderes als American IPAs. Insgesamt sind sie krautiger, grüner weniger fruchtbetont. Probier-Bier: German IPA von Brlo.

West Coast IPA – die hopfenstärkere, deutlich bittere Version des IPAs, bei der der Malzkörper in den Hintergrund tritt. Hier wird gehopft als gäbs kein Morgen mehr. Probier-Bier: In your Face von Crew Republic (Titelbild ganz rechts).

 

Das Sur Cedar in einem IPA Glas.

Sour IPA – Sauerbier trifft auf IPA. Frische Sommervariante jedoch mit deutlich mehr Alkoholgehalt als ein Radler. Probier-Bier: Sur Cedar von To Øl, welches außerdem mit Zedernchips gereift ist.

Milkshake IPA – der Hit des vergangenen Sommers. In der Farbe ganz untypisch hazy, schmeckt dieses IPA sehr weit entfernt von der klassischen Variante. Es dominieren von Laktose-Bakterien erzeugte milchige und fruchtige Noten. Letztere stammen entweder vom Hopfen, Fruchtpürees oder frischen Früchten, welche beim Brauen hinzugegeben wurde. Probier-Bier: Shake it Baby von Next Level Brewing.

NEIPA – New England IPA. Die Farbe ist hazy, der Geschmack deutlich fruchtiger als das typische IPA. Das Bier riecht oft nach Nelken. Das Milkshake IPA ist ein NEIPA, aber voller im Geschmack. Probier Bier: Øcto von Yankee & Kraut.

 

Das Extra Brut IPA der Kerhwieder Kreativbrauerei.

Extra Brut IPA – der nächste Hit dieses Sommers. Extra Brut kennt man von Champagner und das ist kein Zufall. Vergoren wird hier mit Champagner Hefen, das Bier schmeckt trocken ist stark carbonisiert und so manch einer fragt sich, ob das noch Bier ist. Das kann man natürlich nutzen um Skeptikern zuvorzukommen: Man nehme Brut IPA und serviert das beim nächsten Sektempfang. Mal schauen, wer den Unterschied erkennt. Probier-Bier: Sonoma von Kehrwieder Kreativbrauerei.

Black IPA – wie der Name bereits sagt ein dunkles IPA. Es wird mit Malz gebraut, das sonst eher bei Porter oder Stout zum Einsatz kommt, jedoch ebenso mit Hopfen gestopft ist wie eben ein IPA. Von dieser in meinen Augen eher fraglichen Kombi, muss sich jeder sein eigenes Bild machen. Viele haben wir probiert, überzeugt hat bis jetzt am meisten unser Feierabend Favorit: METS von Põhjala.

Was sind jetzt aber Biere wie Berliner IPA oder Grunge IPA? So ziemlich jeder Brauer kann einfach etwas vor IPA setzten, was ihm während dem Brauen so in den Sinn gekommen ist. Ein Berliner IPA kann von der Stadt inspiriert sein oder Berliner Hopfen enthalten, Grunge IPA wohl eher eine Einstellung vermitteln – dem IPA sind keine Grenzen gesetzt.