Es ist beim Brauen extrem wichtig, auch die kleinsten Details aufzuschreiben. Deswegen führen professionelle wie hobbymäßige Brauer ein sogenanntes Brauprotokoll. Das ist wichtig, damit man später nachschlagen kann, was man wie gemacht hat um aus den letzten Suden zu lernen. Wie man das macht, bleibt jedem selbst überlassen.
Tatsächlich ist es relativ wichtig, sich am Anfang seiner “Brauerkarriere” Gedanken zu diesem Thema zu machen. Erfahrungsgemäß ist ein Umstieg später schwer. Zuerst stellt sich da natürlich die Frage: elektronisch oder analog? Ich finde elektronisch irgendwie zu “New School”, ich habe zu viel Angst nächstes Jahr ein Handy mit anderem Betriebssystem zu besitzen und dann nur noch mäßigen Zugriff auf meine Brauprotokolle zu haben (weil das APP nur auf einer Plattform funktioniert z.B. oder der Umzug schwierig ist).
Es ist nämlich wichtig, die letzten Jahre immer griffig zu haben. Bei PC-Versionen muss man immer den PC hochfahren und kann nicht nebenher auf dem Sofa kritzeln, meiner Meinung nach auch nicht ideal, besonders wenn es ans Verkosten geht. Beim Papier sorgt auch kein Bierfleck dafür, dass die Leertaste für immer festgeklebt ist, glaubt mir, Spaß macht das nicht… Ein anderer Pluspunkt der Papier-Lösung ist es, dass man wirklich alles aufschreiben kann und nicht eingeschränkt wird von nicht vorhandenen Funktionen. Ich habe mich deswegen für ein analoges Journal entschieden, dass ich in einem DIN A4 Notizbuch führe. So kann ich Schüttungen beliebig aufführen, Teilmaischen, Maischschema, Gärführungen, besondere Details, Verkostungsnotizen frei Schnauze aufführen, weil bei jedem Bier einfach etwas anderes wichtig ist. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass z.B. der kleine Brauhelfer einen enormen Funktionsumfang, bis zur Rohstoffversorgung bietet. Besonders bei größeren (Hobby)Brauereien kann der also Vorzüge haben. Nur damit man als Anfänger eine Idee bekommt, sind hier ein paar Fälle, in denen ich mein Brauprotokoll gebraucht habe im letzten Monat:
- das Oatmeal Stout Rezept von vor 2 Jahren nachschlagen und rausfinden, was ich für Verbesserungsvorschläge bei den Verkostungen aufgeschrieben habe um es dann, entsprechend angepasst, nachzubauen.
- nachlesen, welche Hefe ich für ein Standard Pale Ale schon verwendet habe und welche mir entsprechend geschmeckt hat in den letzten Jahren
- nachlesen, was vor drei Tagen der Restextrakt vom Aktuell gärenden Brown Ale war
- nachlesen, mit welcher Gärführungen ich bei “dem einen Märzen letztes Jahr” gearbeitet habe, um das nächste Märzen vorzubereiten.
- den letzten High Gravity Sud vor einigen Monaten anschauen und überlegen, wie ich die Vorgehensweise auf mein nächstes IPA übertragen kann.
- Das Hopfungsschema von diesem ultra leckeren Pale Ale von vor 2 Jahren nachlesen und überlegen, ob mir das diesen Sommer auch schmecken könnte.
Ihr seht also, die Spannweite der Dinge, die später interessant sind ist enorm. Es lohnt sich also wirklich alles aufzuschreiben. Außerdem sollte euch klar sein, dass ihr oft mehrere Jahre zurückblickt. Es ist also wichtig, eindeutig zu formulieren und die Daten an einem Ort zu haben, weswegen sich ein Notitzbuch z.B. besonders eignet. Da hat man zwar keinen Vordruck und muss immer alles selber schreiben, kann aber auch eigene Schwerpunkte setzen und die Protokolle in 2 Jahren z.B. auf die neue Anlage anpassen. Bei einer 60min Kombirast brauch ich nicht zwingend ein Diagramm für das Maischschema. Bei Gärung im Keller brauche ich kein Schema über die Gärführungen. Wenn ich aber mit Dekoktion ein Pils braue, dass ich danach mit einer schnellen Lager-Gärführung vergäre, ist beides enorm wichtig und muss detailliert festgehalten werden.
Ich finde ein Buch mit Mathepapier besonders geeignet: so hat man es einfach wenn man Diagramme oder flowcharts zeichnen will.
So oder so: seid detailliert und gründlich, ich finde nichts frustrierender als die Protokolle aus Zeiten zu lesen wo ich faul (oder schlimmer: angetrunken) gebraut habe. So hat man keine Chance seine Rezepte und Prozesse zu verbessern und erfindet jedes Mal das Rad neu. Auf Dauer ist es nämlich unnötig jedes Mal für die Maische zu rechnen: einfach das Rezept von letzten Mal nachbrauen oder ein Bier mit ähnlichem Extraktgehalt und Schüttung raussuchen (gleiches Maischschema vorausgesetzt), dann weiß man schon wieviel Malz man braucht und wieviel Wasser welcher Temperatur. Dann muss man nur noch die Hopfung anpassen. Wichtige Infos sind abgesehen von Rezeptdaten wie Schüttung, Maischschema, Hopfung, Gärtemperatur und -schema z.B.: verwendeter Rezeptrechner, Ziel-/tatsächliche Temperaturen von: Einmaischwasser, bei den Rasten, beim Abmaischen, vom Nachgusswasser; außerdem Aufheizzeiten, Wasserbehandlung, Extraktgehalte der Vorderwürze, des Glattwassers, vor dem Kochen, nach dem Kochen, Kochverlust, Kochdauer, Temperatur, Zeitbedarf (mit Uhrzeit), Details zum Vorgehen, Verbesserungsvorschläge fürs nächste Mal, Tasting Notes, “PDA” (Peak Drinking Age) und vieles mehr.
Ich hoffe, besonders den Brauanfängern in diesem Artikel ein paar Ideen gegeben zu haben, was man so beachten muss beim Brautagebuch führen und wünsche euch: “Allzeit gut Sud!”