Viele Dinge erscheinen einem vielleicht etwas anstrengend oder komisch, wenn man sie das erste Mal liest oder macht. Deswegen habe ich euch hier ein paar Dinge zusammengefasst. Also, wofür eigentlich…
…Hefe in Wasser rehydrieren, statt einfach draufstreuen, so wie es auf der Packung steht?
Die Hefe draufstreuen empfehlen die Hersteller lediglich aus convenience-Gründen. Viele Hefezellen “sterben” dabei, das ist natürlich für die Gärung nicht gut. Wenn man die Hefe jedoch vorher in Wasser rehydriert, überleben mehr Hefezellen und die Gärung geht schneller und besser vonstatten. Die Weisheit der Stunde lautet: “Der Brauer macht die Würze, die Hefe macht das Bier.” man sollte sich also immer Mühe geben, die Hefe so gut wie möglich zu behandeln.
… Vergären bei einer bestimmten, konstanten Temperatur?
Die Bierhefe braucht eine konstante Temperatur, sonst kann es sein, dass die Gärung nicht effektiv abläuft. Je nach Hefe ist diese Temperatur unterschiedlich, die US-05 braucht idealerweise 15-22°C, die M42 braucht 16-22°C. Wenn es wärmer wird als das, werden die Hefen unerwünschte Geschmacksstoffe und Gärnebenprodukte bilden. Das Bier schmeckt nicht so gut und angeblich wird auch der “Kater” größer. Ist die Gärtemperatur niedriger, kann die Gärung garnicht starten. Das Bier wird dann von Verderbsorganismen besiedelt und “kippen”.
… Citra als Hopfen nehmen?
weil der sich gut eignet als einzelner Aromahopfen und als Bitterhopfen. Grundsätzlich geht alles, was als “Single Hop” schmeckt und über 10 % Alphasäure hat. Meine empfohlenen Mengen wären für andere Alphawerte (jeweils Bitterhopfen/Aromahopfen): 10 %(40g/35g) 11 %(35g/35g) 13 %(25g/35g) 14%(25g/35g) 15%(20g/35g) 16%(15g/35g). Das gibt nicht auf den Punkt genau die selben rechnerischen IBUs, aber die Rechner tun sich meiner Erfahrung nach mit den partial Boils ohnehin schwer. Gut geeignete single hop Hopfen die hier in den Stil passen sind meiner Meinung nach: Mosaic, Amarillo, Chinook, Eureka, Simcoe und viele mehr.
…Hopfen kalt lagern?
Hopfen enthält als wichtige Inhaltstoffe Aromastoffe und Bitterstoffe. Beide sind recht temperatur- und luftempfindlich, weswegen Hopfen auch vakuumiert verkauft wird. Ich lagere meinen Hopfen immer in der Tiefkühltruhe, der Kühlschrank würde aber auch reichen. Wichtig ist: angebrochene Hopfenpackungen am Besten gleich wieder einvakuumieren, wenn das nicht geht, luftdicht verschließen und in die Tiefkühltruhe.
… eine Trennung von Heißtrub und Würze?
Normalerweise macht man das mit einem sogenannten Whirlpool, der aber beim “Partial Boil” nicht praktikabel ist. Beim Whirlpool trennen wir den Hopfen und den Heißtrub von der Anstellwürze. Der Heißtrub besteht aus Proteinen und anderen Stoffen und das wollen wir nicht in unserem Bier. Der Whirlpool ist eine Low-Tech Lösung, um den größten Teil dieser Bestandteile vom Bier zu trennen. Wenn man nicht alles getrennt bekommt, dann schadet das auch nicht, ein wenig Heißtrub ist sogar gut für die Hefe. Mein Credo lautet hier: 80/20. Besonders als Anfänger würde ich einfach etwas Heißtrub im Gäreimer in Kauf nehmen, der setzt sich ohnehin schneller ab als die Hefe und
ist nur in großen Mengen wirklich “schlecht” fürs Bier.
…”Anstellen” bei einer bestimmten Temperatur?
Weil die Hefe bei zu hoher Temperatur unerwünschte Aromen bildet. Die bilden sich am stärksten am Anfang der Gärung, weswegen hier die richtige Temperatur am wichtigsten ist. Die richtige Temperatur hängt aber auch von der Hefe ab: wenn euer Gärkeller kälter ist als 16 °C, dann ist die US-05 oder die M-42 nicht die richtige Hefe für euch.
…einen Gärspund auf den Eimer?
Weil der Gärspund zwei Dinge verhindert:
1. Befall mit Insekten. Die können ins Bier fliegen und bringen immer auch unerwünschte Bakterien und Hefen mit. Besonders Fruchtfliegen sind bei Bier ein Thema.
2. Sauerstoffeintrag. Sauerstoff schadet dem Aroma eures Bieres. Außerdem brauchen Essigsäurebakterien oder Schimmel zum Beispiel Sauerstoff, um zu wachsen. Da die Hefe beim Gären allen Sauerstoff auffrisst, ist nach der Gärung Kohlendioxid über dem Bier im Eimer. Der Gärspund verhindert, dass das Kohlendioxid mit Luftsauerstoff ausgetauscht wird.
…alles peinlichst sauber?
Um eine Infektion zu vermeiden. Alles auf der Welt (auch z.B. unsere Haut) ist voll mit Bakterien und Hefen. Manche dieser Organismen wachsen unter Umständen besser als die Brauhefe. Um zu verhindern, dass diese Bakterien unser Bier besiedeln und dabei ungesunde und unerwünschte Stoffe bilden, machen wir alles im “Kaltbereich” sauber.
…alles sauber, aber benutzen kein Desinfektionsmittel für den Gäreimer?
Eigentlich ist der Gäreimer doch Kaltbereich? Da ihr den Gäreimer mit kochend heißem Wasser füllt, habe ich nichts davon geschrieben ihn vorher mit Aktivreiniger zu behandeln. Der Aktivreiniger tötet auch viele Keime ab, weswegen ich empfohlen habe, ihn anzuschaffen. Ihn hier zu benutzen wäre sicherlich besser, aber auch etwas zu viel des Guten. Der heiße Wasserdampf gerät in jede Ritze des Eimers und tötet den Großteil der Bakterien ab. Perfekt steril könnt ihr ohnehin daheim nicht arbeiten. Wer auf Nummer sicher gehen will, dem rate ich, bevor irgendwas in den Gäreimer kommt alle Bestandteile auch mit einem Aktivreiniger wie Chemipro Oxi zu reinigen.
Ich hoffe das hat vielleicht schon einige eurer Fragen beantwortet. Falls noch welche bleiben: das Hobbybrauerforum weiß euch zu helfen. Wichtige Grundregeln für Neulinge gibt es auch. Erstens solltet ihr, bevor ihr eine Frage stellt, die Suchfunktion nutzen um die Antwort zu finden. Zweitens solltet ihr euch, so wie auch sonst im Leben vor dem ersten Post vorstellen.
Ansonsten wünsche ich euch Viel Spaß beim ersten Sud und vor Allem: Prost!