“Craft Bier schmeckt mir nicht!” – hätte ich jedes Mal einen Apfel bekommen, wenn jemand diesen Satz zu mir gesagt hat, dann wäre ich jetzt deutlich gesünder. Eine Verallgemeinerung wie sie im Buche steht, aber wie mit solchen Pauschalisierungen umgehen? Diese Woche möchte ich euch die häufigsten Argumente die Familie, Freunde und Arbeitskollegium so von sich geben präsentieren – und was darauf die besten Antworten sind!
Craft Bier ist zu teuer
Rein objektiv betrachtet ist Craft Bier (in den allermeisten Fällen) teurer als die Standardbiere aus dem Supermarkt. Das hat vor allem zwei Gründe: einerseits wird für ein IPA beispielsweise viel mehr Hopfen verwendet als für ein durchschnittliches untergäriges Lagerbier, wobei es sich noch dazu um speziellen Aromahopfen handelt und andererseits kaufen Craft BrauerInnen in ganz anderen Maßstäben ein als große Brauereien. Das führt dazu, dass sämtliche Rohstoffe in kleinen Mengen dementsprechend teurer sind und BrauerInnen auch in keiner guten Verhandlungsposition gegenüber den Lieferanten sind.
Antwort: Ich versuche dieses Argument immer von der anderen Seite her zu durchleuchten. Eigentlich ist Bier im Supermarkt bei uns unglaublich günstig! Gerade in Österreich ist de facto immer eine Biersorte in einem Supermarkt im Sonderangebot und ein halber Liter ist zum Teil für unter 50 Cent zu kriegen. Wann habt ihr das letzte Mal einen halben Liter Cola für unter 90 Cent gekauft? Sogar Mineralwasser (natürlich nur das ganz besonders tolle) ist zum Teil teurer als Bier. Ein absoluter Wahnsinn eigentlich, wenn man bedenkt wie viel Arbeit und Rohstoffe in die Produktion von unserem Lieblingsgerstensaft so fließen.
Craft Bier Trinker sind Schnösel
Na gut, zugegeben darüber haben wir auch schon geschrieben und unsere Community könnte wirklich offener und zugänglicher für unbedarfte BierliebhaberInnen sein.
Antwort: Hier kann jeder und jede natürlich nur für sich selber mit gutem Beispiel vorangehen. Nicht die Geduld mit seinen Mitmenschen verlieren und vielleicht darüber nachdenken, ob ein 87 IBU Imperial Double Black IPA wirklich das richtige Getränk für Oma und Opa ist. Gerade auf Craft Bier Festen oder ähnlichen Veranstaltungen wird deutlich, wie eingeschworen und offen die Szene doch sein kann. Die meisten Craft BrauerInnen die ich bisher getroffen haben, waren super offen und haben gerne mit mir über ihr Bier philosophiert.
Craft Bier entspricht nicht dem Reinheitsgebot
Auch dieses Thema haben wir bereits beleuchtet. Hier kommt gerade in Bayern natürlich die überall präsente Urangst hoch, dass das Bier ja nicht “rein” sein könnte. Wobei einem auch niemand definieren kann, was genau das heißen soll. Es ist jedenfalls schlecht! Diese (meiner Meinung nach) nicht besonders rationalen Ängste werden auch ständig aufs Neue durch Fernsehwerbung und Ähnliches geschürt. Das ständige Beharren darauf, dass nur deutsches Bier wirklich rein und gut ist hat sicherlich aus einem Marketing-Standpunkt aus gesehen seine Existenzberechtigung, schließlich sollen die Bürger ja einheimisches Bier trinken (und vor allem kaufen).
Antwort: Wie das meistens bei Pauschalisierungen der Fall ist, stimmt auch dieses Argument eben nicht immer bzw. sogar selten. Ganz abgesehen von irgendwelchen Diskussionen ob Hafer, Roggen oder Pfeffer aus Bier jetzt einen teuflischen Giftcocktail machen, gibt es etliche Craft Biere die dem Reinheitsgebot entsprechen. Nachdem IPAS weitgehend als DAS Craft Bier schlechthin angesehen werden, sind viele EinsteigerInnen auch einfach mit den Frucht- bzw. Hopfenaromen überfordert. Die meisten wissen gar nicht wie Hopfen schmeckt oder schmecken kann.
Craft Bier schmeckt nicht
Dieses absolute Totschlagargument ist auch ein weit verbreitetes Vorurteil. Dinge die neu und anders sind wecken erstmal negative Assoziationen, das ist bei manchen Menschen leider so. Ich finde das auch eins der am schwierigsten zu konternden “Argumente”, immerhin lässt sich über Geschmack bekanntlich hervorragend streiten.
Antwort: Wie vorher schon erwähnt, gibt es DAS Craft Bier ja nicht. Viele meinen damit ein IPA und zugegeben ist bitterer Geschmack ein acquired taste. Ich erinnere mich noch gut an meine ersten Begegnungen mit Craft Bier und wie unheimlich bitter mir so ein IPA vorkam. Heute fängt der Spaß erst richtig ab 40 IBU an. Gewöhnungssache eben! Was mich damals überzeugt hat war das Munich Easy von Crew Republic – ein Golden Ale. Deswegen empfehle ich euch langsam anzufangen. Wenn ihr jemanden überzeugen wollt, versucht es doch mal mit einem Pale Ale!