Hallo liebe Leute,
ich darf euch herzlich zu unserer neuen Blogreihe „Vergessenes und Verlorenes “ begrüßen!
Weiters darf ich mich auch als neuester Autor kurz vorstellen. Mein Name ist Mike, ich bin Biersommelier und Hobbybrauer aus dem schönen Wien.
In den kommenden Beiträgen darf ich euch unbekannte bzw. vergessene Biere, Bierstile und weitere verloren gegangene Begriffe des Bierversums vorstellen.
Heute möchte ich euch in die spannende Welt des „Sahti“ entführen.
Sahti ist ein grundsätzlich ungekochtes, obergäriges, Farmhouse- bzw. Raw Ale. Bei dem Begriff Sahti handelt es sich um eine geografisch geschützte Bezeichnung. Bier darf somit nur so bezeichnet werden wenn es in Finnland produziert wurde. Es handelt sich dabei um eine Jahrhunderte alte Brauspezialität die meist privat, aber auch kommerziell hergestellt wird. Wie bei vielen anderen Bieren bzw. Speisen gibt es lokale Unterschiede bei den Zutaten und in der Herstellung.
Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei Sahti um ein sogenanntes Raw Ale. Es wird also nicht gekocht sondern maximal auf ca. 80° C erhitzt. Sahti wird aus unterschiedlichen gemälzten und ungemälzten Getreidesorten hergestellt. Außerdem ist eine der wichtigsten Zutaten der Wacholder bzw. dessen Beeren und Äste. Dieser wurde bzw. wird anstelle des Hopfens eingesetzt und diente früher zur Sterilisierung und natürlich als Würzmittel. Als Besonderheit wird bei der Zubereitung von Sahti über mehrere Stunden lang eingemaischt und danach in speziellen hölzernen Wannen, sog. Kuurna, welche mit Wachholerzweigen ausgelegt sind, geläutert. Von diesen Kuurna gelangt die Würze dann oft direkt in den Gärtank oder Gäreimer. Anstelle von Bierhefe wird handelsübliche Backhefe benutzt, wie sie jeder im Supermarkt erwerben kann.
Eine generelle Beschreibung von Sahti bezüglich Aussehen und Geschmack zu erstellen ist nicht besonders einfach, da es sehr viele Rezepte und lokale Abweichungen/Varianten gibt, aber grundsätzlich ist Sahti sehr alkoholstark mit 8%-10% Alkohol. Dennoch gab bzw. gibt es auch leichtere Versionen, wobei die kommerziellen Versionen eher stark sind. Die Biere sind meist sehr trüb und besitzen kaum bis keine Kohlensäure. Der Geschmack ist meist süßlich mit prägnanten hefigen Noten, allen voran eine teils sehr ausgeprägte Bananennote dank des Isoamylacetat, welches auch im klassischen Weißbier für den bananigen Geschmack verantwortlich ist. Da dem Bier Wacholder hinzugefügt wird bzw. es über Wachholderzweigen geläutert wird, schmeckt es recht kräuterig und würzig. Da es früher häufig zu Infektionen mit Milchsäurebakterien kam, war das Getränk in seiner Ursprungsform meist sauer. Heute kann der jeweilige Brauer entscheiden, ob er sein Sahti sauer oder nicht sauer herstellen will.
Die letzte grundlegende Frage für alle Interessierten ist wohl, wo ich so ein Sahti nun kaufen oder probieren kann. Da die Haltbarkeit, wie bereits erwähnt, durch den fehlenden Kochvorgang sehr kurz und begrenzt ist, ist es relativ schwierig Sahti sinnvoll zu exportieren bzw. zu importieren. Selbst in Finnland ist es vielerorts schwer bis gar nicht erhältlich. Die besten Chancen hat man entweder in den großen urbanen Gegenden wie z.B. in Helsinki oder in den für die Sahti-Herstellung bekannten Orten wie z.B. Lammi, Joutsa, Kuhmoinen oder Sysmä. Dennoch gibt es auch einige internationale Varianten wie z.B. die von New Belgium Brewing, Dogfish Head und viele mehr. Wer aber ein originales Sahti probieren möchte, sollte defitiniv eine Reise ins wunderschöne Finnland wagen.
In diesem Sinne: Kippis!