Привет! Craft Bier auf Russisch

Als Trend hat es Craft Bier (крафтовое пиво) natürlich nicht nur bis zu uns geschafft, sondern auch in Länder die vielleicht weniger auf der Hand liegen. Während meiner zweiwöchigen Reise in der Moskauer und der St. Petersburger Gegend, bin ich also auch in diversen Craft Bier Bars eingekehrt.

Als erstes war ich überrascht, dass es überhaupt Craft Bier gibt. Es schießen einschlägige Bars und die auch bei uns bekannten Burger + Craft Bier Restaurants in Moskau und St. Petersburg beinahe wie Pilze aus dem Boden. Und es handelt sich keinesfalls um billige, lieblose Kopien! Bis ins kleinste Detail erfüllen diese Lokale sämtliche Klischees die so ein Laden eben erfüllen muss. Mauerwerk mit roten Ziegeln? Check! Tafeln mit den Fassbieren des Tages? Check! Die gesamte Belegschaft besteht aus Hipstern? Check! Blendet man die kyrillische Schrift aus, könnte man genauso gut in Berlin, München oder Wien sitzen. Eine Liste mit Bars und Restaurants die mir in Erinnerung geblieben sind, findet Ihr am Ende des Artikels.

Obligatorische Fassbiertafel
Eine der obligatorischen Fassbiertafeln im Parka in Moskau.

Der optische Teil sitzt also – aber was ist jetzt mit dem Bier? Bisher war ich dem russischen Bier gegenüber eher zwiegespalten. Generell könnte das russische Bier ziemlich gut als Werbung für das Reinheitsgebot (aka Biersteuergesetz) dienen. Bei den durchschnittlichen Trinkbieren wird auch schon Mal mit Zusatzstoffen oder etwa Karamell zum Süßen gepanscht. Es kommen schon auch trinkbare Biere dabei raus, es schleicht sich nur die Frage ein wie das Bier ohne die Süße schmecken würde.

Die russischen Craft Biere gehen meistens in Richtung IPA oder Pale Ale, viel seltener gibt es Stout oder gar Porter. Häufig vertreten sind die Biere der Gletcher Brewery, welche etwa 100 km von Moskau entfernt braut. Von ihren Bieren ist mir am ehesten das Bowler IPA in Erinnerung geblieben. Sehr beliebt scheint es auch zu sein, belgische Biere zu imitieren. Beinahe alle Craft Bier Brauer bieten diverse „Blanche“ Varianten an, manche besser, wie das Blanche de Fleur von Gletcher, andere schlechter, wie das Blanche de Mazaй. Aber es gibt jedenfalls eine Szene die braut und experimentiert, was allein schon sehr viel wert ist.

Neben den “imitierten” belgischen Bieren finden sich auf den Karten auch immer Leffe, Lindemans oder etwa Mort Subite, aber besonders stark vertreten sind vor allem deutsche Biere (mit kreativer Rechtschreibung). Im Meatless in Moskau gibt es sogar das Progusta von BraufactumErdinger Weißbier ist sogar quasi ubiquitär vorhanden, allerdings wird einem häufig eine 0,5 L Flasche mit 0,3 L Glas serviert – bei Weißbier natürlich eher unpraktisch.

Kreative Klopapierhalterung
Eine kreative Klopapierhalterung im Craft Brew Cafe in St. Petersburg.

Und das bringt mich nahtlos zu meinem größten Kritikpunkt: Es fehlen gefühlt die letzten 20%. Nur in den seltensten Fällen ist auf der Speisekarte Brauer, Name des Bieres und Braustil verzeichnet, das Bier wird oft eher lauwarm serviert, und auf meiner gesamten Reise habe ich sehr selten ein Craft Bier in einem ordentlichen Glas serviert bekommen. Sicher sind das oberflächliche Kritikpunkte, aber auch in Russland zahlt man für ein besseres Bier sehr schnell 5 – 6 € und dann sollten meiner Meinung nach die Randbedingungen einfach stimmen.

Trotz allem war ich am Ende positiv überrascht und es hat Spaß gemacht die russische Variante der Craft Bier Bewegung zu erleben. Besonders amüsiert hat mich die 1 L to-go PET-Flasche Lindemans Framboise aus dem Beer Happens (siehe Foto), oder dass in einem Irish Pub „Krombacher Hell“ als deutsches Craft Bier geführt war.

Eine etwas kreative to go Verpackung für ein Lindemans Framboise.
Lindemans Framboise to go im Beer Happens in Moskau.

Hier die Liste der von mir besuchten Lokale:

Moskau:

  • Beer Happens, Ulitsa Sretenka, 24/2, стр.1, Moskva, Russland, 107045, angenehme Craft Bier Bar mit großer Auswahl, Snacks und kleineren Speisen, sicher die professionellste Bar in der ich war. Die Kellner kannten sich auch gut mit dem dort ausgeschenkten Bier aus.
  • Parka, Ulitsa Pyatnitskaya, 22,стр.1, Moskva, Russland, 115035, hippe Bar mit dementsprechendem Publikum und extra „Partykeller“. Hier gab es ein Gurkenbier, das einfach „Gurke“ (sic!) hieß. Von welcher Brauerei oder nach welchem Stil gebraut konnte mir der Barkeeper leider nicht sagen.
  • Eric the Red, Arbat St, 36/2с1, Moskva, Russland, 119002, mehrstöckiges Lokal mit riesiger Auswahl an Fassbieren, auch sehr viel lokales.
  • Хорошо дело (Gute Sache), Bol’shoy Sukharevskiy Pereulok, 25k1, Moskva, Russland, 107045, Fingerfood, Burger und eine durchschnittliche Auswahl an Craft Bieren.
  • Meatless, Ulitsa Pyatnitskaya, 26, Moskva, Russland, 115035, Burger und vegetarische Speisen, daher der Name. Hier gibt es eine interessante Auswahl an Bieren, auch ein paar russische.

St. Petersburg:

  • Craft Brew Cafe, Malaya Morskaya Ulitsa, 15, Sankt-Peterburg, Ленинградская область, Russland, 190000, endlich ein Lokal, dass russisches Essen zum Craft Bier bietet! Unbedingt Pelmeni probieren und dazu ein Schlenkerla Eiche Doppelbock
  • TWIGGY, Vyborgskoye sh., 13, Sankt-Peterburg, Russland, 194356, japanisches und italienische Küche, mit einer ordentlichen Auswahl an Bier.
  • Beergeek, ul. Rubinshteyna, 2/45, Sankt-Peterburg, Russland, 191025, wärmste Empfehlung für diese Bar für die enorme Auswahl!