Die Welt der belgischen Biere ist so groß, dass man leicht überfordert ist mit den verschiedenen, meist unbekannten Bierstilen. Wir versuchen etwas Licht ins Dunkle zu bringen, indem wir Euch heute Trappistenbiere am Beispiel von Orval erklären.
Eine Legende besagt, dass Gräfin Mathilde von Toskana (1046-1115) während einer Jagdpartie nach Orval kam und dort ihren Ring ihres kürzlich verstorbenen Mannes in einem Brunnen verlor. Nachdem sie den Ring nicht wieder finden konnte, betete sie in einem Oratorium in der Nähe. Daraufhin ging sie zurück zum Brunnen, wo eine Forelle mit dem Ring im Maul aus dem Wasser sprang. Sie soll vor Freude ausgerufen haben, dass dies ein goldenes Tal (franz. vallée d’or) sei, woraus sich der heutige Name Orval ableitet. An diesem Ort wurde ein Kloster gegründet und der Mathildenbrunnen versorgt heute noch die Abtei und seine Brauerei mit mineralstoffreichem Wasser, außerdem stellt er das Logo des Bieres dar.
Abseits der Legende gehen die Ursprünge von Orval auf das 10. Jahrhundert zurück, ab dem 12. Jahrhundert zählt Orval zu den Zisterziensern. Auf Grund von Platzmangel wird ein neues, größeres Kloster gebaut, welches jedoch kurz darauf von französischen Revolutionstruppen im Jahr 1793 komplett zerstört wird. Erst 1926 kommen die Zisterziensern/Trappisten Mönche zurück und erbauen das heute bestehende Kloster in Villers-devant-Orval. 1931 erfolgt der Bau einer neuen Brauerei um die enormen Baukosten des Klosters decken zu können und so wurde das weltberühmte Orval Bier ins Leben gerufen.
Dieses Bier wird mit zwei verschiedenen Malzsorten (helles und Karamell-Malz), Wasser und Hopfen gebraut. Die erste Fermentation dauert vier bis fünf Tage, danach erfolgt das Hopfenstopfen (dry hopping). Bei der Abfüllung in Flaschen werden neue Hefe und Kandiszucker zugesetzt, sodass eine zweite (Flaschen-) Gärung stattfinden kann. Es vergehen rund sieben Wochen bis zur Fertigstellung des Bieres, bevor genau diese eine Sorte Bier (in Deutschland u.a. bei manufactum zu finden) exportiert und verkauft wird. In der neben dem Kloster angrenzenden Gastwirtschaft hat man jedoch das exklusive Glück, eine andere, leichtere und hopfigere Version dieses Bieres zu probieren. Wir waren begeistert davon und fanden es mehr als schade, dieses Bier nicht kaufen zu können.
Wer sich jetzt idyllisch Mönche beim Brauen vorstellt, der sei eines Besseren belehrt: Heute leben nur noch 14 Mönche im Kloster von Orval, rund 50 externe Personen sind in der beinahe vollautomatisierten Brauerei und Käserei des Klosters angestellt. Der Verkauf des Bieres hat sich als streng reguliert herausgestellt. So wurden wir in einem großen Getränkemarkt lediglich mit einem Schild darauf hingewiesen, dass man hier auch Orval Bier erhält, wobei pro Fahrzeug nur ein Kasten gestattet sei, egal wie viele Insassen dieses Fahrzeug enthält und wie groß es ist. Wörtlich stand dort: Selbst wenn ihr mit eurer Boeing anreist, bekommt ihr von uns nur einen Kasten.
Nun aber zu den Trappisten; diese stammen von den Zisterziensern ab, welche nach einer Reform aus der Normandie zu Trappisten wurden. Trappisten sind also ein eigener Orden (und keine Biersorte).
Damit sich ein Bier jedoch Trappistenbier nennen darf, muss es:
- in einer Abtei,
- einer religiösen Gemeinschaft gebraut werden, und
- die Mehrheit der Einnahmen muss für karitative Zwecke gespendet werden.
Heute gibt es mit Orval insgesamt sechs männliche und sechs weibliche belgischeTrappistenklöster. Weitere Trappistenbiere kommen aus Achel, Rochefort, Chimay, Westvleteren und Westmalle. Das bekannte La Trappe stammt hingegen aus den Niederlanden. Diese Biere sind mit einem schwarz weißen “Authentic Trappist Product” Logo gekennzeichnet, womit sie schnell zu erkennen sind.
In Orval kann man eine Führung durch die Ruinen des ausgebrannten Klosters machen, Bier (nicht reguliert) und Käse kaufen. Die heutige Abtei hingegen bleibt wie viele andere geschlossen. Wer jedoch eine Auszeit von 2 bis 7 Tagen sucht, kann diese auch im Kloster von Orval nehmen.