Das Reinheitsgebot gehört etwa genauso zu deutschem Bier wie eben Wasser, Hefe, Gerstenmalz und Hopfen, ist aber vor allem unter Craft Bier Brauern nicht unumstritten. Im Verein “Deutsche Kreativbrauer” haben sich ursprünglich 11 Brauer zusammengeschlossen um das sogenannte Natürlichkeitsgebot zu unterstützen. Kurz gesagt bemängeln sie, dass Zuckerzusätze, Konzentrate und chemische Filtrierstoffe trotz Reinheitsgebot erlaubt sind, während für natürliche Zusätze wie Maronen, Meersalz, Koriander oder Beeren Sondergenehmigungen eingeholt werden müssen. Doch hierzu in einem späteren Artikel mehr.
Ich weiß nicht, ob Axel Kiesbye diese Initiative kennt, aber ich kann mir vorstellen, dass er sie auf jeden Fall unterstützen würde. Der Legende nach wurde der Braumeister von einem schottischen Alba Ale inspiriert, einem mit Kiefer- und Fichtenzweigen gebrautem Bier. Seit 2011 entsteht nun jedes Jahr eine österreichische Interpretation dieses Braustils mit Waldzutaten aus verschiedenen Gegenden der Alpenrepublik. Gebraut wird als Gypsy Brewer in der Trumer Brauerei in Zusammenarbeit mit den Österreichischen Bundesforsten.
Wir haben für euch die “Jahrgänge” 2015 – 2017 sowie das ständig erhältliche Tau probiert. Letzteres lässt sich am ehesten als Session IPA mit Minzgeschmack beschreiben, was vielleicht etwas befremdlich klingt. Tatsächlich ergibt die Kombination ein angenehmes, erfrischendes Bier, das an Gletschereis Bonbons erinnert. Insgesamt ist der Geschmack aber nicht aufdringlich oder zu intensiv, die Drinkability ist also gesichert.
Die Waldbiere sind alle spannend und haben in Geruch und Geschmack die wildesten Assoziationen hervorgerufen. Da war von Algen/Sushi (2016, Wacholder), aber auch Marzipan (2017, wilde Kirsche) oder Heu (2015, Fichte) die Rede. Auch optisch sind die Biere ansprechend. Hält man etwa das Bier mit wilder Kirsche gegen das Licht, so kann man deutlich den noch enthaltenen Blütenstaub erkennen.
Insgesamt sind die Biere schwer zu beschreiben, sie sind aber auf jeden Fall einzigartig und eignen sich sogar zur Einlagerung! Wir können also unsere wärmste Empfehlung für die Waldbiere und das Tau aussprechen. Für das beste Ergebnis unbedingt mehrere verschiedene Sorten hintereinander probieren und auf eine Trinktemperatur von ca. 10°C achten!