Welcher Craft Bier Trinker kennt das nicht: Zum Feierabend schnell noch 2-3 IPA verkostet und dann aufgrund des erhöhten Alkoholgehaltes doch nicht mehr ganz fahrtauglich. Oder auch die Frage, wo die Grenze zwischen Craft Bier genießen und schlicht täglichem Trinken liegt?
Statt sich mit solchen philosophischen Fragen den Kopf zu zerbrechen oder auf Bier ganz zu verzichten, kann man auch einfach alkoholfreies Bier trinken. In der Allgemeinbevölkerung (vor allem am Stammtisch) etwas verschrien, war nach meinem Empfinden alkoholfreies Bier im Craft Bereich ein eher untergeordnetes Thema. In einer Feldstudie habe ich mich mit einem Craft Bier technisch völlig unbedarften Kollegen an den Tisch gesetzt und für euch vier verschiedene sündlose Gerstensäfte verkostet. Als kleiner Hinweis: mein Mittrinker gab an, bisher noch nie ein gut schmeckendes, alkoholfreies Bier getrunken zu haben, die Zeichen standen also schlecht. Wir wählten das leicht verwaschene Genuschel von Radiohead Frontman Thom Yorke als passende Hintergrundbegleitung und stürzten uns ins trockene Vergnügen.
Als erstes probierten wir das “Without” von St. Peter’s, das auf Ratebeer mit stolzen 7 von 100 Punkten bewertet wird. Meine erste Assoziation zu dem Bier war unser selber gebackenes Treberbrot, das Bier schmeckt eindeutig getreidig, auch hat es mich an das Roggenbrot meiner Oma erinnert. Für mich persönlich also durchaus positiv besetzt, ist das Bier bei meinem Kollegen leider völlig durchgefallen. Er ist eben eher ein Toast-Esser.
Die anderen Biere versuchten alle den Mangel an Alkohol mit erhöhter Hopfung auszugleichen. So zum Beispiel das NAKED von BRLO, bei dem schon gleich das völlig in weiß und hellgrau gehaltene Etikett auf die Alkoholabstinenz hinweist. Von allen Bieren die wir probiert haben war es das mit der höchsten “Drinkability”, es lässt sich also leicht trinken. Die Hopfung geht ins Krautige, was für meinen Mittrinker auch ein vertrauterer Geschmack war, weswegen dieses Bier sein Favorit wurde.
Craft Bier Platzhirsch BrewDog hat natürlich auch Alkoholfreies im Angebot, namentlich das Nanny State. Ebenfalls mit starker Hopfung soll Alkohol als Geschmacksträger ersetzt werden, was bis zu einem gewissen Grad auch funktioniert. Das Bier schmeckt allerdings äußerst trocken und ich hätte nicht das Bedürfnis, mehr als eines davon hintereinander zu trinken, mein Verkostungskumpane auch nicht.
Mein absolutes Highlight des Abends war das IPA Liberis von Riegele. Klar, wer mich kennt wird mir vorwerfen, dass ich ein Riegele Fanboy bin und der Wettbewerb so fair war wie die Wahl des nächstens Austragungsortes für die Fußball WM. Hier muss ich aber sagen: probiert es einfach selbst! Ich habe selten ein Bier getrunken, das so intensiv nach Mango riecht und schmeckt. Kombiniert mit Citrusnoten ist dieser Geschmack meiner Meinung nach einfach ein Hit!
Abschließend bleibt zu sagen, dass es beinahe unmöglich sein dürfte, die Fülle an Geschmack die ein normales IPA bietet alkoholfrei nachzustellen. Selbst dem IPA Liberis von Riegele schmeckt man den fehlenden Alkohol an. Für meinen Teil werde ich also bei alkoholfreiem Weißbier als go to Sport- und Fahrgetränk bleiben. Die vier von uns getesteten alkoholfreien Biere sind aber trotz allem eine willkomene Abwechslung.