Nachdem wir ja im Sommer schon in Belgien waren und dort das Vorurteil gilt, dass das einzig gute Bier in den Niederlanden eigentlich belgisches ist, wollten wir uns das mal genauer anschauen. Wir waren im vorweihnachtlichen Utrecht, Delft, Den Haag und Rotterdam.
Zunächst einmal stimmt es natürlich in gewisser Weise schon, dass in den Niederlanden viel belgisches Bier getrunken wird. Aber wer kann es ihnen denn verdenken? In den meisten Supermärkten (und in den Spezialläden sowieso) findet sich eine ganz ordentliche Auswahl an belgischen Klassikern wie Duvel, Chimay, La Trappe oder natürlich das unvergleichliche La Chouffe. Ist euch aufgefallen, dass eins dieser vermeintlich belgischen Biere tatsächlich aus den Niederlanden stammt? La Trappe wird in Berkel-Enschot gebraut, was in der Nähe von Tilburg liegt und somit in den Niederlanden. Das Vorurteil, dass Niederländer kein eigenes gutes Bier haben beginnt also bereits zu bröckeln.
Craft Bier Enthusiasten rümpfen beim Thema Niederlande alleine schon wegen Heineken, dem zweitgrößtem Brauereikonzern der Welt, die Nase und tatsächlich ist das Fernsehbier schlechthin auch allgegenwärtig. Wie im Rest unseres Kontinents ist aber durchaus spürbar, dass Interesse an Vielfalt und Experimentierfreudigkeit (also an Craft Bier) besteht.
Wir sind also in Delft in den nächsten offenen Bierladen und haben uns eine feine Auswahl an niederländischen Bieren gekauft, streng im Dienste der Wissenschaft natürlich, von denen wir euch jetzt berichten möchten:
Ganz links im Bild zu sehen ist Mooie Nel IPA der Jopen Brauerei aus Haarlem. Dieses fruchtig-hopfige Bier schafft es irgendwie trotzdem noch eine spürbare Malznote durchzusetzen und ist dadurch ausgezeichnet trinkbar. Es wurde auch 2018 mit dem Meininger’s International Craft Beer Award in Gold prämiert und ist auch bei uns in Craft Bier Läden erhältlich.
Leider weniger gut bei uns zu kriegen sind die Biere der Rotterdamer Kaapse Brouwerij. Diese ausgesprochen experimentierfreudige Brauerei nutzt auch gern Weißweinfässer zur Reifung, wie etwa beim Tess oder beim Cheeky Kamille (3. und 4. Flasche von links im Bild). Wie der Name schon sagt ist letzteres auch mit Kamille gebraut, was auf jeden Fall ein selten in Bier gefundener Geschmack ist!
Auch bei uns eine bekannte Größe am Craftbiermarkt ist die Brouwerij de Molen aus Bodegraven. Die Biere mit dem schlichten schwarz-weißen Etikett (5. Flasche von links am Bild) sind mehrfach ausgezeichnet und in den meisten Bierläden erhältlich. Das Hop & Liefde (Hopfen und Liebe) ist ein hervorragendes Citra Pale Ale, das uns absolut überzeugt hat. Wie immer am besten frisch genießen!
Im Artikel findet ihr diesmal keine Barempfehlungen. Das liegt am niederländischen Konzept der “Gezelligheid“, was so viel wie Gemütlichkeit oder Behaglichkeit bedeutet. Wir waren erstaunt wie “heimelig” und angenehm wir uns in den meisten Bars und Lokalen selbst in der sonst so stressigen Weihnachtszeit fühlten. Wenn wir ein Lokal empfehlen müssten, so zweifelsohne die Bier Fabriek (gibt es in Delft, Amsterdam und Almere). Dort wird einem nicht nur hausgemachtes Bier geboten, sondern auch gratis Erdnüsse in rauen Mengen. Und gezellig ist es natürlich auch.