Das Alter des richtiglautenden aus Rumpelstilzchen stammenden Sprichworts „Heute back ich, morgen brau ich“ ist laut vergleichender Märchenforschung (das gibt es wirklich!) schwierig festzustellen. Sicher ist jedenfalls, es ist mindestens über 200 Jahre alt.
Der Ursprung des Sprichworts hingegen lässt sich leicht klären. Wird am Vortag Brot mit Hefe gebacken, gelingt am darauffolgenden Tag das Bierbrauen besonders gut. Die Hausfrauen, welche damals diese Arbeit erledigt haben, dürften zwar nicht gewusst haben warum das so ist, aber irgendwie hat diese „Bauernregel“ ihren Weg in ein Sprichwort und in ein Märchen gefunden. Heute wissen wir natürlich, dass die Hefe, welche vom Backen vom Vortag noch in der Luft vorhanden ist, am Tag darauf für die Gärung des Bieres sorgt. Das macht das Bier nicht nur lecker, sondern auch haltbar (und alkoholisch).
Nachdem heute nur mehr Spezialbiersorten mit in der Luft vorkommender Hefe gebraut werden, ist diese Reihenfolge natürlich überflüssig. Wir wollten den umgekehrten Weg gehen und vom Brauen übriggebliebenen Treber zum Brotbacken verwenden. Der Treber, das ist der nach dem Einmeischen zurückbleibende Malzschrot, eignet sich hierfür hervorragend!
Wir sitzen natürlich auch direkt an der Quelle, denn Viktor könnte uns vermutlich mit mehr Treber versorgen als wir in unserem Leben Brot essen können. Je nach beim Brauen verwendeten Malz bekommt das Brot auch eine andere Konsistenz und einen speziellen Geschmack. Vor allem wer Lust auf Experimente hat, findet hier viele Möglichkeiten sich auszutoben.
Hier das ausprobierte Rezept, entnommen aus BEEF! CRAFT BIER: Meisterstücke für Männer:
500 g Weizenmehl
250 g Treber
250 mL Export
1 Würfel Hefe (42 g)
1 TL Salz
Butter für die Form
- Backofen auf 220 °C Ober- & Unterhitze vorheizen
- Hefe im handwarmen Bier auflösen, warten bis sich Luftblasen an der Oberfläche bilden
- Alle Zutaten miteinander vermengen, kräftig durchkneten
- 1 h gehen lassen, nochmals durchkneten und für weitere 20 min. gehen lassen
- Teig in gefettete Form (ich habe eine normale Kastenform verwendet) geben und ca. eine Stunde backen (An einem Zahnstocher darf kein Teig mehr kleben bleiben)
- Für eine extra krosse Kruste wird im Rezept empfohlen eine backofengeeignete Schale mit Wasser mit in den Ofen zu stellen. Ich hab es ausprobiert und hab dadurch wirklich eine Krosse Kruste und ein lockeres Brot bekommen.
Wer jetzt nicht näher mit Viktor (oder einem anderen Brauer) befreundet ist, kann bestimmt auch in der lokalen Brauerei lieb um ein bisschen Treber fragen. Manche Brauereien verkaufen den Treber zwar an Landwirte oder nutzen ihn zur Biostromerzeugung, aber selbst diese können sicher 1-2 kg davon entbehren.
Tipp: In München wäre meine erste Anlaufstelle die Giesinger Brauerei, die ihr Brot ebenfalls mit hauseigenem Treber backen.