Auf Wirtshausschildern findet sich vor allem in Süddeutschland oft ein meist aus einem anderen Kontext bekanntes Symbol: der Brauerstern. Dieser ist beinahe deckungsgleich mit dem Davidstern aus dem jüdischen Glauben, was gerade im Hinblick auf die deutsche Geschichte etwas überrascht. „Der Brauerstern“ weiterlesen
Bamberg Teil 2 – Das war schon immer so!
Im zweiten Teil unserer Bamberg-Reihe möchten wir euch nun die traditionelle, althergebrachte Seite dieser Bierstadt näher bringen. Wie ernst die Bierfranken ihr Lieblingsgetränk nehmen sei vielleicht durch diese Anekdote erzählt: „Bamberg Teil 2 – Das war schon immer so!“ weiterlesen
Bamberg Teil 1 – Tradition und Teaser
Nennt man sich Biertrinker, dann führt kein Weg an Franken und besonders nicht an Bamberg vorbei. Rein rechnerisch kommt in Franken auf etwas mehr als 5000 Einwohner eine Brauerei – angeblich sogar Weltrekord. Es ist also durchaus möglich in Bamberg ein Wochenende lang auf Brauereien-Tour zu gehen ohne je ein Bier doppelt trinken zu müssen.
In unserer (mindestens) dreiteiligen Serie über die Stadt möchten wir vor allem zeigen wie hier althergebrachteste Brautradition und neumodischste Craft Bier Anwandlungen nebeneinander existieren und voneinander profitieren. Beginnen wir also mit der Tradition und einem Teaser:
Ich möchte gleich vorweg den Franken zu ihrer genialen Erfindung des Stehausschanks gratulieren. „Bamberg Teil 1 – Tradition und Teaser“ weiterlesen
Eine Gewissensfrage
Welcher Craft Bier Trinker kennt das nicht: Zum Feierabend schnell noch 2-3 IPA verkostet und dann aufgrund des erhöhten Alkoholgehaltes doch nicht mehr ganz fahrtauglich. Oder auch die Frage, wo die Grenze zwischen Craft Bier genießen und schlicht täglichem Trinken liegt? „Eine Gewissensfrage“ weiterlesen
Hat das Reinheitsgebot ausgedient?
In unserem Beitrag zu den Waldbieren von Axel Kiesbye haben wir das Thema Reinheitsgebot schon kurz angeschnitten. In Deutschland, so würde man meinen, regelt es, dass nur Hefe, Wasser, Gerstenmalz und Hopfen im Brauprozess verwendet werden dürfen. Tatsächlich wird aber Hefe im ursprünglichen Reinheitsgebot gar nicht erwähnt (da im 16. Jhdt unbekannt) und heutzutage wird stattdessen nach dem “Vorläufigen Biergesetz” gebraut. Auch interessant ist, dass dieses mehr Zutaten erlaubt als die vier oben genannten, zum Beispiel Zuckerzusätze, Konzentrate und Filtrierstoffe. Importbiere fallen jedoch nicht darunter, was dazu führt, dass etwa Camba Bavaria ihr “Sweet Stout” in Österreich brauen müssen.
Kiesbye’s Waldbiere – Biere der Wildnis
Das Reinheitsgebot gehört etwa genauso zu deutschem Bier wie eben Wasser, Hefe, Gerstenmalz und Hopfen, ist aber vor allem unter Craft Bier Brauern nicht unumstritten. Im Verein “Deutsche Kreativbrauer” haben sich ursprünglich 11 Brauer zusammengeschlossen um das sogenannte Natürlichkeitsgebot zu unterstützen. Kurz gesagt bemängeln sie, dass Zuckerzusätze, Konzentrate und chemische Filtrierstoffe trotz Reinheitsgebot erlaubt sind, während für natürliche Zusätze wie Maronen, Meersalz, Koriander oder Beeren Sondergenehmigungen eingeholt werden müssen. Doch hierzu in einem späteren Artikel mehr.
Ich weiß nicht, ob Axel Kiesbye diese Initiative kennt, aber ich kann mir vorstellen, dass er sie auf jeden Fall unterstützen würde. Der Legende nach wurde der Braumeister von einem schottischen Alba Ale inspiriert, einem mit Kiefer- und Fichtenzweigen gebrautem Bier. Seit 2011 entsteht nun jedes Jahr eine österreichische Interpretation dieses Braustils mit Waldzutaten aus verschiedenen Gegenden der Alpenrepublik. Gebraut wird als Gypsy Brewer in der Trumer Brauerei in Zusammenarbeit mit den Österreichischen Bundesforsten.
Wir haben für euch die “Jahrgänge” 2015 – 2017 sowie das ständig erhältliche Tau probiert. Letzteres lässt sich am ehesten als Session IPA mit Minzgeschmack beschreiben, was vielleicht etwas befremdlich klingt. Tatsächlich ergibt die Kombination ein angenehmes, erfrischendes Bier, das an Gletschereis Bonbons erinnert. Insgesamt ist der Geschmack aber nicht aufdringlich oder zu intensiv, die Drinkability ist also gesichert.
Die Waldbiere sind alle spannend und haben in Geruch und Geschmack die wildesten Assoziationen hervorgerufen. Da war von Algen/Sushi (2016, Wacholder), aber auch Marzipan (2017, wilde Kirsche) oder Heu (2015, Fichte) die Rede. Auch optisch sind die Biere ansprechend. Hält man etwa das Bier mit wilder Kirsche gegen das Licht, so kann man deutlich den noch enthaltenen Blütenstaub erkennen.
Insgesamt sind die Biere schwer zu beschreiben, sie sind aber auf jeden Fall einzigartig und eignen sich sogar zur Einlagerung! Wir können also unsere wärmste Empfehlung für die Waldbiere und das Tau aussprechen. Für das beste Ergebnis unbedingt mehrere verschiedene Sorten hintereinander probieren und auf eine Trinktemperatur von ca. 10°C achten!
Feierabend Favorit à la française: Biere von Mor Braz
Der Norden Frankreichs: Cidre, Meer und schlechtes Wetter. Der ganze Norden Frankreichs? Nein, in einem kleinen Dorf namens Theix regt sich Widerstand. Die Brauerei Mor Braz bietet als Gegenpol einige außergewöhnliche Biere an.
La Bière Cidrée ist ein leicht malziges Bier, dass mit Apfelsaft aus der Bretagne vergoren wurde. Nach einem malzigen Angeschmack setzen sich Apfelnoten durch, die stark an traditionellen Cidre inklusive Holzfass erinnern. Aber keine Sorge, das Bier ist weit von einem süßen Radler entfernt und trotzdem leicht trinkbar. Auch bei nur 4 Vol.-% ist Alkohol schmeckbar. Ein rundum gelungenes, außergewöhnliches Getränk, welches das beste von Bier und Cidre vereint.
A l’eau de Mer weißt hingegen als Besonderheit auf, dass es mit aufbereitetem Meerwasser gebraut wurde. Insgesamt malziger, hat man im Nachgeschmack mineralische Noten, die entfernt an Meerwasser oder auch Kürbiskernöl erinnern. Obwohl es 6 Vol-% hat, schmeckt man den Alkohol weniger.
Wir können euch leider nicht sagen, ob es dieses Bier außerhalb Frankreichs bzw. selbst im Süden Frankreichs zu kaufen gibt, aber wenn ihr euch das nächste Mal verirrt, warum nicht nach Theix?
Heute brau ich, morgen back ich
Das Alter des richtiglautenden aus Rumpelstilzchen stammenden Sprichworts „Heute back ich, morgen brau ich“ ist laut vergleichender Märchenforschung (das gibt es wirklich!) schwierig festzustellen. Sicher ist jedenfalls, es ist mindestens über 200 Jahre alt.
Der Ursprung des Sprichworts hingegen lässt sich leicht klären. Wird am Vortag Brot mit Hefe gebacken, gelingt am darauffolgenden Tag das Bierbrauen besonders gut. Die Hausfrauen, welche damals diese Arbeit erledigt haben, dürften zwar nicht gewusst haben warum das so ist, aber irgendwie hat diese „Bauernregel“ ihren Weg in ein Sprichwort und in ein Märchen gefunden. Heute wissen wir natürlich, dass die Hefe, welche vom Backen vom Vortag noch in der Luft vorhanden ist, am Tag darauf für die Gärung des Bieres sorgt. Das macht das Bier nicht nur lecker, sondern auch haltbar (und alkoholisch).
Nachdem heute nur mehr Spezialbiersorten mit in der Luft vorkommender Hefe gebraut werden, ist diese Reihenfolge natürlich überflüssig. Wir wollten den umgekehrten Weg gehen und vom Brauen übriggebliebenen Treber zum Brotbacken verwenden. Der Treber, das ist der nach dem Einmeischen zurückbleibende Malzschrot, eignet sich hierfür hervorragend!
Wir sitzen natürlich auch direkt an der Quelle, denn Viktor könnte uns vermutlich mit mehr Treber versorgen als wir in unserem Leben Brot essen können. Je nach beim Brauen verwendeten Malz bekommt das Brot auch eine andere Konsistenz und einen speziellen Geschmack. Vor allem wer Lust auf Experimente hat, findet hier viele Möglichkeiten sich auszutoben.
Hier das ausprobierte Rezept, entnommen aus BEEF! CRAFT BIER: Meisterstücke für Männer:
500 g Weizenmehl
250 g Treber
250 mL Export
1 Würfel Hefe (42 g)
1 TL Salz
Butter für die Form
- Backofen auf 220 °C Ober- & Unterhitze vorheizen
- Hefe im handwarmen Bier auflösen, warten bis sich Luftblasen an der Oberfläche bilden
- Alle Zutaten miteinander vermengen, kräftig durchkneten
- 1 h gehen lassen, nochmals durchkneten und für weitere 20 min. gehen lassen
- Teig in gefettete Form (ich habe eine normale Kastenform verwendet) geben und ca. eine Stunde backen (An einem Zahnstocher darf kein Teig mehr kleben bleiben)
- Für eine extra krosse Kruste wird im Rezept empfohlen eine backofengeeignete Schale mit Wasser mit in den Ofen zu stellen. Ich hab es ausprobiert und hab dadurch wirklich eine Krosse Kruste und ein lockeres Brot bekommen.
Wer jetzt nicht näher mit Viktor (oder einem anderen Brauer) befreundet ist, kann bestimmt auch in der lokalen Brauerei lieb um ein bisschen Treber fragen. Manche Brauereien verkaufen den Treber zwar an Landwirte oder nutzen ihn zur Biostromerzeugung, aber selbst diese können sicher 1-2 kg davon entbehren.
Tipp: In München wäre meine erste Anlaufstelle die Giesinger Brauerei, die ihr Brot ebenfalls mit hauseigenem Treber backen.
Привет! Craft Bier auf Russisch
Als Trend hat es Craft Bier (крафтовое пиво) natürlich nicht nur bis zu uns geschafft, sondern auch in Länder die vielleicht weniger auf der Hand liegen. Während meiner zweiwöchigen Reise in der Moskauer und der St. Petersburger Gegend, bin ich also auch in diversen Craft Bier Bars eingekehrt.
Als erstes war ich überrascht, dass es überhaupt Craft Bier gibt. Es schießen einschlägige Bars und die auch bei uns bekannten Burger + Craft Bier Restaurants in Moskau und St. Petersburg beinahe wie Pilze aus dem Boden. Und es handelt sich keinesfalls um billige, lieblose Kopien! Bis ins kleinste Detail erfüllen diese Lokale sämtliche Klischees die so ein Laden eben erfüllen muss. Mauerwerk mit roten Ziegeln? Check! Tafeln mit den Fassbieren des Tages? Check! Die gesamte Belegschaft besteht aus Hipstern? Check! Blendet man die kyrillische Schrift aus, könnte man genauso gut in Berlin, München oder Wien sitzen. Eine Liste mit Bars und Restaurants die mir in Erinnerung geblieben sind, findet Ihr am Ende des Artikels.
Der optische Teil sitzt also – aber was ist jetzt mit dem Bier? Bisher war ich dem russischen Bier gegenüber eher zwiegespalten. Generell könnte das russische Bier ziemlich gut als Werbung für das Reinheitsgebot (aka Biersteuergesetz) dienen. Bei den durchschnittlichen Trinkbieren wird auch schon Mal mit Zusatzstoffen oder etwa Karamell zum Süßen gepanscht. Es kommen schon auch trinkbare Biere dabei raus, es schleicht sich nur die Frage ein wie das Bier ohne die Süße schmecken würde.
Die russischen Craft Biere gehen meistens in Richtung IPA oder Pale Ale, viel seltener gibt es Stout oder gar Porter. Häufig vertreten sind die Biere der Gletcher Brewery, welche etwa 100 km von Moskau entfernt braut. Von ihren Bieren ist mir am ehesten das Bowler IPA in Erinnerung geblieben. Sehr beliebt scheint es auch zu sein, belgische Biere zu imitieren. Beinahe alle Craft Bier Brauer bieten diverse „Blanche“ Varianten an, manche besser, wie das Blanche de Fleur von Gletcher, andere schlechter, wie das Blanche de Mazaй. Aber es gibt jedenfalls eine Szene die braut und experimentiert, was allein schon sehr viel wert ist.
Neben den “imitierten” belgischen Bieren finden sich auf den Karten auch immer Leffe, Lindemans oder etwa Mort Subite, aber besonders stark vertreten sind vor allem deutsche Biere (mit kreativer Rechtschreibung). Im Meatless in Moskau gibt es sogar das Progusta von Braufactum. Erdinger Weißbier ist sogar quasi ubiquitär vorhanden, allerdings wird einem häufig eine 0,5 L Flasche mit 0,3 L Glas serviert – bei Weißbier natürlich eher unpraktisch.
Und das bringt mich nahtlos zu meinem größten Kritikpunkt: Es fehlen gefühlt die letzten 20%. Nur in den seltensten Fällen ist auf der Speisekarte Brauer, Name des Bieres und Braustil verzeichnet, das Bier wird oft eher lauwarm serviert, und auf meiner gesamten Reise habe ich sehr selten ein Craft Bier in einem ordentlichen Glas serviert bekommen. Sicher sind das oberflächliche Kritikpunkte, aber auch in Russland zahlt man für ein besseres Bier sehr schnell 5 – 6 € und dann sollten meiner Meinung nach die Randbedingungen einfach stimmen.
Trotz allem war ich am Ende positiv überrascht und es hat Spaß gemacht die russische Variante der Craft Bier Bewegung zu erleben. Besonders amüsiert hat mich die 1 L to-go PET-Flasche Lindemans Framboise aus dem Beer Happens (siehe Foto), oder dass in einem Irish Pub „Krombacher Hell“ als deutsches Craft Bier geführt war.
Hier die Liste der von mir besuchten Lokale:
Moskau:
- Beer Happens, Ulitsa Sretenka, 24/2, стр.1, Moskva, Russland, 107045, angenehme Craft Bier Bar mit großer Auswahl, Snacks und kleineren Speisen, sicher die professionellste Bar in der ich war. Die Kellner kannten sich auch gut mit dem dort ausgeschenkten Bier aus.
- Parka, Ulitsa Pyatnitskaya, 22,стр.1, Moskva, Russland, 115035, hippe Bar mit dementsprechendem Publikum und extra „Partykeller“. Hier gab es ein Gurkenbier, das einfach „Gurke“ (sic!) hieß. Von welcher Brauerei oder nach welchem Stil gebraut konnte mir der Barkeeper leider nicht sagen.
- Eric the Red, Arbat St, 36/2с1, Moskva, Russland, 119002, mehrstöckiges Lokal mit riesiger Auswahl an Fassbieren, auch sehr viel lokales.
- Хорошо дело (Gute Sache), Bol’shoy Sukharevskiy Pereulok, 25k1, Moskva, Russland, 107045, Fingerfood, Burger und eine durchschnittliche Auswahl an Craft Bieren.
- Meatless, Ulitsa Pyatnitskaya, 26, Moskva, Russland, 115035, Burger und vegetarische Speisen, daher der Name. Hier gibt es eine interessante Auswahl an Bieren, auch ein paar russische.
St. Petersburg:
- Craft Brew Cafe, Malaya Morskaya Ulitsa, 15, Sankt-Peterburg, Ленинградская область, Russland, 190000, endlich ein Lokal, dass russisches Essen zum Craft Bier bietet! Unbedingt Pelmeni probieren und dazu ein Schlenkerla Eiche Doppelbock
- TWIGGY, Vyborgskoye sh., 13, Sankt-Peterburg, Russland, 194356, japanisches und italienische Küche, mit einer ordentlichen Auswahl an Bier.
- Beergeek, ul. Rubinshteyna, 2/45, Sankt-Peterburg, Russland, 191025, wärmste Empfehlung für diese Bar für die enorme Auswahl!
Feierabend Favorit: Munich Easy (Crew Republic, DE)
Das selbsterklärte “Summer Beer” passt von der Jahreszeit gerade eher weniger, allerdings weckt es bei mir selbst bei Minusgraden und grauem Nieselregen Sommergefühle. Das Bier besticht mit einer leichten Malzigkeit bei gleichzeitiger Fruchtnote durch die Hopfung mit Citra, Cascade, Amarillo und Comet, ohne dabei übermäßig bitter zu sein. Gerade das macht es auch zu einer idealen Einstiegsbier in die Welt der Craftbiere. Ich selber wurde mit diesem Bier geködert und muss gestehen, dass auch ich manch skeptischen Freund damit zu einem gemeinsamen Hobby verholfen habe.
Damals hieß das Bier noch Munich Summer Ale, der Name fiel aber leider einem Rebranding zum Opfer. Auch auf der Homepage des Brauers wird das Bier nur mehr als „Easy“ gelistet. Falls die Marketingabteilung von Crew Republic das hier zufällig liest, ihr könntet noch zwei Buchstaben sparen und das Bier ganz einfach „EZ“ nennen. Ganz jugendsprachenkorrekt.
Wie anfangs erwähnt passt das Bier zwar besser zum Sommer, es hilft aber dabei den grauen Winter mental in den angenehmen Münchner Sommer, den Vorgarten in den Englischen Garten und den lokalen Bagger- in den Tegernsee zu verwandeln.
In diesem Sinne – Oans, zwoa, Summa!